Zur re:publica zu fahren, ist schon eine kleine Tradition geworden! Die re:publica findet jedes Jahr Anfang Mai statt – und ich bin diesmal zum vierten Mal dort gewesen. Falls du nun nicht weißt, was das überhaupt ist: Die re:publica ist eine riesige Konferenz rund ums Digitale. Insgesamt gab es über 500 Sessions über 3 Tage verteilt.
Und die Themen sind total breit gefächert: Von Social Media Trends über politische Debatten und Feminismus bis hin zu super technischen Sessions für IT-Nerds ist alles dabei. Ich habe mir also – wie jedes Jahr – meinen eigenen kleinen Stundenplan für jeden Tag zusammengestellt. Da es die meisten Sessions mittlerweile online gibt, werde ich dir in diesem Beitrag meine liebsten empfehlen.
Klassenfahrt-Feeling!
Ich liebe es generell sehr, Konferenzen und Barcamps zu besuchen, auf denen ich was Neues lernen kann – am liebsten ist mir da immer „irgendwas mit Internet“ – bei der re:publica gibt’s dazu immer noch tolle politische Sessions. Da habe ich auch einige gute gesehen.
Was immer besonders viel Spaß macht, ist das Klassenfahrt-Feeling drumherum. Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal schon am Sonntag zur re:publica angereist (sie startet montags) und habe eine Nacht im Hotel verbracht. Montagmorgens habe ich zusammen mit Jenni um 7 Uhr Frühstück aufs Hotelzimmer kommen lassen und Game of Thrones geschaut. Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich Frühstück aufs Zimmer bestellt. Wir kamen uns ziemlich fancy vor. Das war ein würdiger Start in die drei re:publica-Tage.
Von Montag bis Mittwoch hatte ich zusammen mit Jenni, Maren, Christina, Luisa und E. ein AirBnb Appartement, was für doppelt und dreifach Klassenfahrt-Feeling sorgte. Wir hatten sogar ein Hochbett.
Das war auch schon total witzig – und dann gab es da ja noch die re:publica, die einige super Sessions zu bieten hatte.
re:publica 2019 – meine liebsten Sessions zum Nachschauen
1. Humor in digitalen politischen Debatten | Ingrid Brodnig
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In dieser Session ging es um Humor in digitalen politischen Debatten. Die Session lohnt sich wirklich sehr. Es geht auf deiner einen Seite darum, wie Humor als Waffe funktionieren kann.
Ich fand einen Punkt aber auch besonders spannend: eine Studie, die Ingrid Brodnig vorgestellt hat. Die Studienteilnehmenden wurden über den Versuchszeitraum hinweg immer wieder mit diskriminierenden homophoben Witzen konfrontiert.
Dann wurden sie nach dem Versuchszeitraum gefragt, welchen Organisationen sie Gelder entziehen würden. Und bei denen, die die homophoben Witze gehört haben, war die Menge derer viel höher, die Homosexuellen-Organisationen Gelder entziehen würden. Genauso auch mit sexistischen Witzen.
Was heißt das also? Humor kann Diskriminierung normalisieren und dafür sorgen, dass Anfeindungen marginalisierter Gruppen ganz „normal“ wirken. „Ist doch nur ein Witz“ stimmt manchmal also nicht so ganz. Und man sollte sich immer überlegen: Wird hier gerade nach oben oder nach unten getreten? Witze kann man nämlich auch ganz wunderbar machen, ohne irgendwen zu diskriminieren. Wunderbare Session mit großer Empfehlung.
2. Been there, done that – was wird und wurde aus den Influencern?
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Diese Session habe ich selbst nicht vor Ort gesehen, deshalb habe ich sie mir selbst auch im Nachgang angeschaut. Diese Session ist ein schöner Recap: Wie hat sich die Influencer-„Szene“ so entwickelt? Wie war das alles noch vor 7 Jahren, was hat sich geändert? Es geht um Kooperationen, Mikro- und Nano-Influencer, Werbekennzeichnung früher und heute und einiges mehr.
Martin Faltl, Oguz Yilmaz, Nadine König, Stefanie Lefeldt und Friederike Lina Schüler diskutieren über die Szene und es macht Spaß, zuzuhören.
3. Wie Populisten uns auf Social Media vor sich hertreiben | Eva Horn
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Diese Session fand ich auch sehr spannend: Es geht darum, wie Trolle die mediale Aufmerksamkeit mit konzentrierten Aktionen auf bestimmte Themen lenken, sei es Kriminalität von Geflüchteten oder Toastbrot essende Umweltaktivist*innen. Populisten und Meinungsmacher springen auf – und das Thema ist gesetzt. Eva Horn erklärt, wie man solche Aktionen erkennt und wie man verhindert, dass man sich davon instrumentalisieren lässt. Und wie berichtet man, ohne das Framing zu reproduzieren?
4. „Oops!“ ist keine Ausrede – diskriminierende Berichterstattung verhindern | Melina Borčak
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Sehr, sehr oft findet diskriminierende Berichterstattung statt, ohne dass das beabsichtigt war. Deshalb ist es total wichtig, sich damit zu beschäftigen. Melina Borčak stellt Alternativen zu problematischen Begriffen und Bebilderungen vor – und tut das auf sehr unterhaltsame Weise! Die Session lohnt sich sehr und ist ziemlich horizonterweiternd.
5. It’s the patriarchy, stupid! | Sigi Maurer
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Sigi Maurer hat sich gegen sexistische, erniedrigende Hassnachrichten gewehrt, indem sie einen Screenshot davon gepostet hat. Dafür wurde sie verklagt und verurteilt, mittlerweile wird der Prozess neu aufgerollt. Auf der republica erzählte sie ihre sehr skurrile Geschichte. An den Reaktionen zeichnet sie zeichnet sie nach, welche patriarchalen Muster sich in ihrem Erlebten wiederfinden.
6. Stream me if you can: Analysis of my Netflix Data | Katharina Nocun
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Diese Session war mehr ein Zufallstreffer – wir haben uns nämlich früher in den Saal gesetzt, weil wir unbedingt einen guten Platz beim Social Media Recht-Saisonrückblick ergattern wollten. Und auch diese Session entpuppte sich als sehr spannend. Katharina Nocun hat sich nämlich von Netflix mal alles schicken lassen, was der Streamingdienst so über sie speichert.
Was dabei rauskam, war sehr krass: Im Prinzip wird buchgeführt über alles, was man tut: Wann man Pipipause macht, wo man zurückspult, was man abbricht – und was genau dabei in der Serie passiert. Zum Beispiel lässt das Rückschlüsse zu, ob jemand gerade immer wieder ein Happy End anschaut, weil es ihm oder ihr nicht gut geht. Oder ob jemand sich immer wieder explizite Gewaltdarstellungen ansieht.
Ist ja schon klar, dass so einiges gespeichert wird, aber das mal schwarz auf weiß zu sehen, war schon creepy. Diese Daten kann übrigens jeder über sich anfordern. Wo, das erklärt Katharina Nocun in ihrer Session.
7. Social Media Recht Saisonrückblick | Thorsten Feldmann & Henning Krieg
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Der Social Media Recht-Saisonrückblick ist jedes Mal auf der re:publica ein Muss. Ich kann den auch gar nicht gut zusammenfassen – wenn du im Internet irgendwas publizierst, lohnt es sich immer, rund um die rechtliche Seite up to date zu sein. Also anschauen!
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Es gab natürlich noch viel, viel mehr Sessions. 500 an der Zahl. Einige weitere werde ich mir bestimmt im Nachgang auch noch auf YouTube ansehen.
Zwischendurch haben Jenni und ich bei Makerist unter der Anleitung von Lu noch tolle Wimpel gebastelt! Sie sind so süß geworden, oder?!
Die 3,5 Tage haben sich auf alle Fälle sehr gelohnt – ich bin froh, dass ich wieder dort war!
Ich bin Lisa – und ich kann nie still sitzen. Auf mein feenstaub blogge ich seit 2013 über meine Leidenschaften: Das sind tolle DIY-Ideen, schickes Design und ganz besondere Illustrationen. Hauptsache selbstgemacht! Mehr über mich.
Lu says
Liebe Lisa,
tolle Zusammenfassung und schön, dass wir uns zum Hummus-Schlemmen und für den Makerist-Workshop gesehen haben!! 🙂
Bis bald, liebe Tauben-Lady! :-*
Lu
meinfeenstaub says
Liebe Lu,
der Workshop hat auch sooo viel Spaß gemacht! 🙂
Liebe Grüße
Lisa
Nicole says
Wow da sind echt spannende Sessions dabei und ehrlich gesagt, finde ich alle die du nennst unglaublich spannend. Ich hoffe, ich finde da echt mal die Zeit reinzuhören. Bei einigen Theman habe ich auch Überschneidungen zu meinem Politikwissenschaft und Soziologie Studium, was ich auch spannend finde, wir haben dort auch vermehrt Seminare zur politischen Nutzung des Internets, Entstehung von Hate Speechs und Shitstorms, wie Populisten die Sozialen Netzwerke nutzen usw. Finde solche Themen generell spannend, weshalb ich auch immer besagte Seminare belege und da auch noch nie enttäuscht wurde.
Die Sitzung zu dem Recht klingt aber auch spannend, wie du schon schreibst, es ist so wichtig sich da auf dem neuesten Stand zu halten.
meinfeenstaub says
Liebe Nicole,
ich bin ja auch Soziologin und immer ganz scharf auf solche Sessions. 😀 Lohnen sich auf jeden Fall alle! Deine Seminare klingen sehr interessant!
Liebe Grüße
Lisa