Auf vielfachen Wunsch kommt heute ein Post, nach dem mich schon einige gefragt haben: Wie ihr euch und eure Ideen am besten vor der Kamera präsentieren könnt. Ich war ja jetzt nicht erst einmal live vor der Kamera. Und mich fragen immer wieder Blogger-Kolleginnen, die das zum ersten Mal machen, nach meinen Tipps – worauf sie achten sollen und wie man sich selber die Aufregung nehmen kann.
Und vielleicht steht euch ja auch ein TV-Auftritt bevor! Deshalb schreibe ich euch heute meine persönlichen Erfahrungswerte zusammen, was ich so gelernt habe. Einmal, was die optische Erscheinung angeht, aber auch eure Präsenz und wie ihr euch am besten vorbereitet. Wir gehen einfach mal davon aus, ihr zeigt im Fernsehen eine DIY-Idee. Aber die meisten Tipps könnt ihr auch auf alles andere anwenden! Und auch wenn ihr niemalsnie im Fernsehen auftreten wollt, vielleicht sind ein paar Einblicke hinter die Kulissen ja doch ganz spannend.
Die Vorbereitung – das Outfit
Klar haben wir direkt den Impuls, Onlineshops nach dem perfekten Outfit zu durchstöbern, um es dann im TV zu tragen. Soll neu und toll und perfekt sein! Wenn ihr das tut, stellt sicher, dass ihr vorher noch die Zeit habt, die Sachen im Alltag mal auszutesten. Zwickt irgendetwas oder verrutscht was? Dann ist es das falsche Outfit fürs Fernsehen. Tragt nur, worin ihr euch wohlfühlt. Und damit meine ich nicht nur optisch, sondern auch vom Gemütlichkeitsfaktor her. Und sonst guckt einfach mal im Kleiderschrank, was ihr habt.
Beachtet dabei folgendes:
Farben und Muster: Vermeidet kleine Muster (Streifen und Punkte. Schlimm, ich weiß. Meine halbe Garderobe besteht aus Streifen und Punkten!), die werden sonst vor Ort aussortiert. Die meisten Kameras finden kleine Muster gar nicht toll. Achtet mal bei der Tagesschau drauf, wenn der Sprecher eine gestreifte Krawatte trägt. Das flimmert total, deshalb ist das nicht gern gesehen. Größere Muster sind aber in Ordnung, so wie das Blumenmuster meiner Bluse:
Außerdem solltet ihr komplett weiße und komplett schwarze Outfits vermeiden, das erzeugt zu harte Kontraste. Kombiniert aber ruhig mit schwarz und weiß. Ein schwarzer Cardigan zu einer bunten Farbe kommt super.
Zur Kleidungskombi: Fragt ruhig vorher eure Ansprechpartnerin bei der Redaktion, ob ihr im Studio stehen oder sitzen werdet. Wenn ihr sitzt: Wählt keinen kurzen Rock, damit fühlt ihr euch nur unwohl, wenn ihr daran herumzupfen müsst. Wenn ihr steht: Achtet darauf, wie eure Klamotten geschnitten sind.
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Die Kastenbluse! |
Als ich zum ersten Mal beim ARD-Buffet war, hatte ich die tolle Idee, eine Skinny Jeans mit einem Oversize-Oberteil zu kombinieren. Siehe oben. Wenn man den Körper ganz sieht, sieht das auch richtig cool aus. Nur eben nicht, wenn ein Tisch davorsteht, und das Oberteil wie ein kastiger Sack herum hängt.
Deshalb trage ich, wenn ich hinter einem Tisch stehe, immer etwas, das auf der Taille sitzt. So sehe ich nicht aus wie ein kleiner gelber Kasten. Siehe unten. Super ist stattdessen zum Beispiel eine Bluse, die in den Rock gesteckt wird, der auf der Taille sitzt. Das ist meine Lieblingskombi fürs TV. Dabei stopft ruhig die Bluse ganz Oma-ish in die Strumpfhose, damit kein Blusenwulst über dem Rock entsteht, der sich während der Sendung langsam nach oben schiebt. Und wenn es mal kein Zweiteiler ist, trage ich auch supergerne Skaterkleider, die etwas ausgestellt sind.
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Die Kombi aus Bluse und Rock liebe ich sehr! Das sitzt gut und sah auch im TV super aus. |
Saisonal: Die gelbe Kastenbluse dient mir als doppeltes Negativbeispiel – ja, im Studio ist es warm mit all den Scheinwerfern, deshalb hab‘ ich auf einen Cardigan verzichtet. Aber schulterfrei sieht bei einer Weihnachtsidee schon komisch aus, oder?! Also – passt euren Look ein wenig der Jahreszeit an, auch wenn sich die Saison im Studio wärmetechnisch nicht verändert.
Packt immer mehrere Outfits ein – denn das Outfit wird auch auf den oder die Moderator*in abgestimmt. Ihr wählt dann vor Ort mit der Garderobenlady aus, welches Outfit es am Ende wird.
Die Vorbereitung – eure Idee
Wenn ihr im TV eine DIY-Idee zeigt, macht es Sinn, die Idee vorher in einigen unfertigen Schritten vorzubereiten. Meist hat man nur 3-4 Minuten Zeit, wenn man die Idee live zeigt. Und die meisten Ideen dauern länger. Oder im Fall von Fimo müsste etwas in den Ofen, dafür haben wir im Fernsehen keine Zeit. Deshalb bereitet jeden wichtigen Schritt schon einmal vor. Wenn auch etwas live schiefgeht, ist das gar nicht schlimm, denn ihr habt ja den nächsten Schritt schon. Als ich beispielsweise meine Turnbeutel genäht habe, haben mich total viele angesprochen, ich hätte ja so entspannt genäht, ob ich denn nicht Angst gehabt hätte. Naja – fake it till you make it, ich hab die „kritischen“ Stellen gar nicht live genäht, sondern nur eine gerade Naht, damit man etwas Aktion sieht im TV. Und dann hab ich nach dem nächsten fertigen Stück gegriffen. Vorbereitung ist alles.
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Die Kunst ist: Wenig Kritisches live zu zeigen, es aber voll profimäßig aussehen zu lassen! |
Die Vorbereitung – der Ablauf
Um in der Livesendung einigermaßen souverän rüberzukommen, solltet ihr euren Ablauf fest im Kopf haben. Klar wisst ihr, wie eure Idee geht. Ihr seid ja die Experten. Aber überlegt euch vorher gut, was genau ihr zeigen wollt, und in welcher Reihenfolge. Macht euch Notizen zu den Schritten, die im TV gezeigt werden, und übt das zuhause. Klärt vorher ab, welche Utensilien ihr mitbringen sollt, und was euch gestellt wird. Großes Werkzeug beispielsweise stellt der Sender in der Regel.
Die Vorbereitung – vorher filmen
Gutes Stichwort – wenn ihr euch noch nie aufgenommen in Bewegung gesehen habt, dann filmt euch mal, wie ihr eure DIY-Idee ausprobiert. Macht eine Art Generalprobe und guckt, wie lange ihr braucht. Steckt euer Handy auf ein Stativ und filmt euch dabei. Dann guckt ihr euch das an und schaut, was euch gefallen hat und was nicht so gut. Übt solange, bis ihr happy seid! Dann kann auch live nichts mehr schiefgehen.
Vor Ort – Die Maske
In der Regel werdet ihr vorher in der Maske geschminkt. Das genieße ich immer total. Da ich aber meine absolut eigene Schminkroutine habe, geh ich immer schon mit Basic-Makeup hin, das dann nur noch aufgefrischt wird. Gebt eure/m Maskenbildner*in auf jeden Fall klare Anweisungen, die kennen euch ja nicht – wenn ihr keinen farbigen Lidschatten wollt – sagt das. Wenn ihr eure Haare selbst machen wollt – kein Thema. Ihr könnt euch in der Maske aber alles auffrischen lassen.
Vergesst nicht, euch vorher die Nägel zu machen – also lackieren und darauf achten, dass sie ordentlich aussehen. Ihr wollt keine abgekauten Nägel in HD sehen. Dann lieber etwas Farbe drauf. Jetzt wären wir also soweit. Und dann?
Aufregung?! Nicht die Bohne!
Und der Lügendetektor schlägt voll aus. Natürlich – jeder ist aufgeregt, der live vor der Kamera steht. Wer sagt, das wäre nicht so, lügt. Bei mir ist das so: Ich bin entspannt, aber aufgeregt. Entspannt, weil ich ja weiß, was ich tue und was ich da zeige. Sonst wäre ich ja nicht als Expertin da. Aber aufgeregt, weil die Situation immer aufs Neue spannend und aufregend ist – hey, immerhin ist das live. Aber ein großer Unfall ist noch keiner passiert bislang zum Glück. Und selbst wenn – dann lacht ihn weg. 🙂
Die Genau-Falle
Ich glaube, das passiert wirklich jedem, der zum ersten Mal vor der Kamera steht.
Moderator sagt: „Ja, und sie hat uns heute eine tolle DIY-Idee mitgebracht?“
– Genau!
„Und als nächstes klebst du das an?“
– Genau!
„Das geht ja ganz einfach.“
– Genauuuuu!
Und wenn man sich dann zum ersten Mal selber anschaut nach der Sendung, zählt man die eigenen „Genau“s. Mein Tipp: Antwortet immer in ganzen Sätzen. Wenn dich der Moderator etwas fragt, kannst du schon zustimmen, aber dann antworte lieber mit weiteren Tipps:
„Ja, und sie hat uns heute eine tolle DIY-Idee mitgebracht?“
– Ja, und das kann jeder ganz leicht nachmachen, das dauert wirklich nur zehn Minuten und …
„Und als nächstes klebst du das an?“
– So ist es – der nächste Schritt ist, dass ich die beiden Teile zusammenklebe. Dafür benutze ich Alleskleber, aber es geht auch …“
Ihr versteht? Um nicht in die Genau-Falle zu tappen, einfach immer mit ganzen Sätzen antworten, selber ein paar Infos dazu erzählen und Tipps von euch einbauen!
Meine Tricks, um die Live-Situation entspannt anzugehen:
- Ich frage den Moderator oder die Moderatorin nach der Probe, was seine erste Frage an mich sein wird. Dann kann ich mir die Antwort schon mal überlegen und ich werde nicht ins kalte Wasser geworfen. Wenn der erste Satz sitzt, läuft der Rest wie von selbst! Merkt euch das.
- Ja, es sind vier oder mehr Kameras auf euch gerichtet. Aber die brauchen euch gar nicht zu interessieren. Ihr sprecht nämlich nicht in die Kamera, sondern nur mit dem Moderator. Konzentriert euch voll und ganz auf ihn. Stellt euch vor: Ihr erklärt ihm, wie eure Idee geht. Er weiß das nicht. Genauso erklärt ihr’s auch. Als wären die Kameras gar nicht da. (Und zufällig kriegen das mehrere Hunderttausend Zuschauer auch mit. Aber das ist Nebensache.
- Macht euch bewusst: Das ist keine Referatssituation, bei der am Ende jemand bewertet, wie IHR wart. Ob IHR frei gesprochen habt. Ob IHR die Klasse einbezogen habt. Es geht nicht um euch, es geht um eure Idee. Ihr präsentiert die Idee und es obliegt niemandem, zu urteilen, wie ihr das tut. Wenn ihr euch klar macht, dass es um eure Idee geht und nicht ihr im Fokus steht, wird es schon viel entspannter. Und wenn ein Missgeschick passiert, lacht darüber!
- Habt Spaß! Wirklich, ich habe einen Riesenspaß dabei. Seid authentisch. Erzählt kleine Geschichten um eure Idee herum. Der Moderator holt euch schon wieder auf die Bahn, das ist seine Aufgabe. Oh, und zeigt, dass ihr Spaß habt! Man wirkt im Fernsehen immer etwas griesgrämiger, als man ist. Lächelt beim Sprechen, das macht einen Riesenunterschied dabei, wie ihr rüberkommt. Der Moderator grinst nämlich wie ein Honigkuchenpferd in der Regel, ihr wollt daneben ja nicht aussehen wie Bernd das Brot oder Thaddäus Tentakel!
Jetzt hab‘ ich euch aber zugetextet! Alles klar soweit? Habt ihr noch Fragen? Dann raus damit, löchert mich bloß!
Alles Liebe
Lisa
Ich bin Lisa – und ich kann nie still sitzen. Auf mein feenstaub blogge ich seit 2013 über meine Leidenschaften: Das sind tolle DIY-Ideen, schickes Design und ganz besondere Illustrationen. Hauptsache selbstgemacht! Mehr über mich.
saras dekolust says
Danke, liebe Lisa, für deine Einblicke hinter die Kamera.
Ich bewundere bei dir ja wirklich immer deine Souveränität. Aber die hast du dir ja auch erst durch viele Auftritte erarbeiten müssen. Außerdem gefällt mir dein Kleidungsstil, passt sehr gut zu dir!
Alles Liebe, Sandra
cora says
Wahnsinnig interessanter Beitrag! Ich hätte gar nicht gedacht, dass man alleine beim Outfit so viel beachten muss. 😀
Lux und Poppy says
Super Beitrag! Vor allem die Tipps zum Thema Muster & Kamera sind echt super 🙂
Magdi says
Was für ein toller Beitrag Lisa. So viele Dinge an die ich so gar nicht gedacht hätte. Vielen Dank für die Tipps!
Alles Liebe,
Magdi
von http://www.einzigartig-selbstgemacht.at
Kathy says
Super Tipps! Ich sehe mir sehr gerne die Beiträge an in denen du einen Gastauftritt hast. Aber ich glaube selber würde ich mich nicht trauen vor die Kamera zu treten =D
Liebe Grüße
Kathy
Andreas Krüger says
Ein sehr spannendes Thema!
Ich bin aber froh das ich als Fotograf immer hinter der Kamera stehe, auch wenn ich keine Videos anfertige.
Angela Kalista says
Eine super Idee mit dem vorher Filmen!