Wow! Vor einem Jahr habe ich von meinem Entschluss erzählt, dass ich dieses Jahr das Experiment mache, keine Klamotten zu kaufen. Wenn ich etwas will, würde ich alles selbst nähen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Weil die Fast Fashion-Industrie ziemlich dreckig ist, um mein eigenes Konsumverhalten zu ändern und weil die Fast Fashion-Industrie richtig schlimme Umweltverschmutzung anrichtet. Die genauen Gründe könnt ihr hier noch einmal ganz ausführlich nachlesen.
Heute kommt mein Fazit zu einem Jahr ohne Klamotten kaufen!
Gestern habe ich auf Instagram (folgt mir, um nichts zu verpassen!) dazu aufgerufen, dass ihr mir eure Fragen stellt, was euch hier in meinem Fazit am meisten interessiert. Ihr habt ganz viele Fragen gestellt, die ich alle in diesem Beitrag beantworten werde. Ähnliche Fragen fasse ich zusammen. 🙂
Bevor ich eure Fragen beantworte, zeige ich euch noch die Antworten zu einer kleinen Umfrage, die ich auf Instagram mit euch gemacht habe – denn es haben sooo viele bei meiner Aktion mitgemacht, was ich echt genial finde!
Von denen, die das Experiment auch gewagt haben, haben 47 Prozent gar nichts gekauft, 53 Prozent haben Second Hand statt Fast Fashion gekauft. (Beides ist toll!)
20 Prozent meiner Insta-Story-Gucker hatten sich Anfang 2018 vorgenommen mitzumachen, 80 Prozent nicht. Von allen, die mitgemacht haben, haben laut Umfrage 25 Prozent das Jahr durchgehalten, 75 Prozent nicht.
Unter den Gründen, warum es einige nicht durchgehalten haben, wurden vor allem genannt: Zeit, gekaufte Teile sahen schöner aus, Nähfähigkeiten sind nicht ausgereift genug, „Special Interest“-Stücke wurden gekauft, die so nicht nähbar sind
Total spannend – nun kommen wir zu euren Fragen an mich rund um mein Fazit.
EURE FRAGEN UND MEIN FAZIT:
Hast du trotzdem mal eine Shoppingtour mit Freunden gemacht?
Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Ich bin aber eh nicht gerne shoppen um des Shoppens Willen. Und im Rahmen meiner Aktion und meiner Entwöhnung vom schnellen Klamottenkonsum kam es mir zunehmend absurd vor, einfach ohne Ziel zum Kaufen billiger Kleidung loszuziehen, auch mit anderen. Ich bin dieses Jahr mal in einem Fast Fashion Kaufhaus aufs Klo gegangen und kam mir sogar beim Durch-die-Gänge schlendern irgendwie komisch vor. Wenn man etwas Bestimmtes sucht, klar – aber meistens stürmt man ja planlos die Läden und versucht möglichst viel abzustauben.
Hat es dir gefehlt zu shoppen?
Am Anfang total. Aber man entwöhnt sich. Irgendwann haben wir mal gelernt, dass alles ein Grund zum Konsumieren ist (denn so funktioniert Kapitalismus) – schlechten Tag gehabt? Shoppen! Langeweile? Onlineshops durchstöbern. Erfolg? Belohnung durch Shoppen! Misserfolg? Trost durch Shoppen! Der fünfte rote Rock kann ja nicht schaden und der zehnte schwarze Pulli auch nicht. Das Glücksgefühl hält ungefähr so lange an, bis die neu gekaufte Sache mit den älteren Stücken im Schrank hängt. Dann muss wieder was Neues eingekauft werden, um das Glücksgefühl konstant aufrecht zu erhalten.
Was ich damit sagen will: Das muss man erst mal verlernen. Denn es ist absolut sozial akzeptiert und man wird eher komisch beäugt, wenn man sagt, dass man keine Kleidung kauft. Am Anfang des Jahres hat es mir sehr gefehlt, mich mit neues Kleidung zu belohnen. Entsprechend habe ich im Januar recht viel genäht. Aber das pendelte sich total ein, denn ich habe gemerkt: Überraschung, man braucht nicht jeden Monat unzählige neue Klamotten!
Hast du Geld gespart oder mehr ausgegeben?
Ich habe definitiv viel Geld gespart! Ich habe es nicht ausgerechnet, aber ich bin mittlerweile dazu übergegangen, wirklich nur Stoffe zu kaufen, wenn ich einen passenden Schnitt habe und auch plane, etwas damit umzusetzen. Also nicht einfach ins Blaue hinein Stoffe kaufen. Und Klamotten hatte ich echt oft einfach ins Blaue hinein gekauft. Viel zu viele und für viel zu viel Geld.
Wie viel Kleidung hast du dieses Jahr genäht?
Ich habe ca. 15 Teile genäht. Klingt erst mal viel, aber umgerechnet sind das in jedem Monat 1,25 neue Teile. Aber ich muss dazusagen, dass Nähen eben auch mein Hobby ist. Ich habe nicht jedes Teil genäht, weil ich den dringenden Druck hatte, etwas Neues zu brauchen. Oft hatte ich einfach Lust, ein bestimmtes Schnittmuster mal auszuprobieren oder hatte eine gute Idee für eine Kombination.
Mein Gedanke dabei, die Kleidung zu nähen statt zu kaufen, war, dass ich mir vor jedem Teil, das ich umsetze, erst mal überlege: Brauche ich das? Will ich mich damit mehrere Stunden beschäftigen? Ist es mir so wichtig? Oft war die Antwort „nein“! Denn mal ehrlich: Impulsnähen ist eher selten im Vergleich zu Impulskäufen!
Hast du wirklich viel Neues genäht oder auch altes aufgetragen?
Ich habe neue Lieblingsteile genäht und mit alten Lieblingsteilen kombiniert. Aber tatsächlich habe ich zwei Lieblingsjeans, die ich schon sehr lange habe, auch kaputt getragen – dummerweise irreparabel (durchgescheuert am Popöchen). Das fand ich aber eine spannende Erfahrung: Denn wie viele Klamotten tragen wir eigentlich wirklich so lange, bis sie so kaputt sind, dass man sie nicht mehr reparieren kann? Genau so sollte es doch sein.
Ich habe meinen Schrank auch stark ausgemistet (das will ich dieses Jahr weiter machen) – mit dem Ziel, dass nur noch Lieblingsteile drin sind. Das habe ich noch nicht ganz geschafft. Aber durch das Aus- und Einräumen habe ich viele Teile wiederentdeckt, die ich ewig (oder noch nie, wie absurd!) nicht getragen hatte.
Und Überraschung: Ich wurde nicht mit fauligen Tomaten beworfen, wenn ich bei sozialen Anlässen die gleichen Sachen noch mal trug. Denn auch wenn die Medien einem verkaufen, dass man immer was Neues braucht zu Anlässen: Ne, ist gar nicht so!
Hast du weniger genäht, als du gekauft hättest?
Oh ja! Viel weniger! Ich hätte garantiert viel mehr eingekauft als die 15 genähten Teile. Und das auch viel weniger bewusst, sondern einfach alles in den Warenkorb geworfen, was mir ganz okay gefallen hätte.
Kaufst du den Stoff zum Nähen auch Second Hand?
Ich wusste nicht mal, dass das geht – also, nein, tu ich nicht. Aber ich achte beim Kauf von Stoffen darauf, ob es Biobaumwolle ist und/oder der Stoff z.B. das GOTS-Siegel hat.
Hast du Schuhe gekauft?
Ja, aber Schuhe waren nie ausgeschlossen – was nicht heißt, dass ich in rauen Mengen Schuhe gekauft hätte. Ich habe ein paar Turnschuhe, das irreparabel kaputt war, neu gekauft – und zwar genau das gleiche Paar noch mal. Und ein Paar Sneakers. An Schuhen trage ich eh meist die gleichen paar, die ich bequem finde.
Was fiel dir besonders schwer? Was hättest du dir wirklich gern gekauft?
Am Anfang fiel es mir am schwersten, Impulskäufe nicht durchzuführen, wie ich sie noch vom Vorjahr kannte. Was Schönes auf Insta gesehen: Zack, gekauft. Mittlerweile ist es einfach geworden. Wirklich gern hätte ich mir aber eine tolle Jeans gekauft. Anfang des Jahres hab ich zwar gesagt, ich möchte mal eine selber nähen (Hosen mit Bund, Reißverschluss etc hab ich schon genäht vor mehreren Jahren, aber das war ein krasser Aufwand!)… aber möglicherweise war mir das zu aufwendig. 😀
Wie fandest du in diesem Jahr Instagram-Accounts, auf denen nur für Konsum (Kleidung) geworben wird?
Tatsächlich hab ich in diesem Jahr eine große Insta-Ausmist-Aktion gestartet. Ich bin allen Accounts entfolgt, von denen ich der Meinung war, dass sie mir kein gutes Gefühl geben. Fast alles waren Accounts, bei denen nur Konsum gezeigt wird: „New in“, „großer Shoppinghaul“, „kauft das“. Beim Thema Fast Fashion kann ich dem überhaupt nichts mehr abgewinnen. Ich bin vielen Fashion-Accounts entfolgt, die einfach nur Werbung für Konsum machen.
Machst du mit der Aktion weiter?
Nicht in dieser Form – also nein! So war das aber auch nie angedacht.
#2018DIYdontBuy war ein Experiment: Schaffe ich es, ein ganzes Jahr lang keine Fast Fashion zu kaufen? Schaffe ich es, alles, was ich haben möchte, selbst zu nähen? Wie geht es mir damit? Alle Fragen, die ich mir zuvor gestellt habe, konnte ich beantworten. Ich bin begeistert davon und echt glücklich damit, wie ich das alles durchgezogen habe. Es ist viel einfacher, als ich dachte. Man muss es einfach nur machen. Und: Jeder kann das machen. Man muss nicht Nähen können, Second Hand kaufen ist sogar viel nachhaltiger.
Ich habe große Lust, mich im kommenden Jahr mit Fair Fashion und Second Hand zu beschäftigen. Denn dieses Jahr habe ich ja gar nichts gekauft. Nächstes Jahr schaue ich mir mal an, wo man einkaufen kann, wenn man die Fast Fashion Industrie nicht unterstützen möchte.
Verfällst du jetzt in einen Kaufrausch?
Letztes Jahr um dieses Zeit hätte ich bestimmt gedacht: Ja, garantiert! Aber ganz ehrlich: Ich habe gar kein Bedürfnis nach neuen Teilen. Zumindest nicht danach, schnell und sofort irgendwo sinnlos stöbern zu gehen. Also: Nein, kein Kaufrausch. Und das fühlt sich gut an.
Na, habt ihr Lust, auch ein Jahresfazit zu schreiben? Dann macht das doch und verlinkt euer Fazit dann hier in der Linksammlung:
Inlinkz Link Party
Ich bin sehr gespannt auf eure Erfahrungen! Natürlich könnt ihr hier auch einfach einen Kommentar hinterlassen. Ich bin sehr gespannt!
Ich bin Lisa – und ich kann nie still sitzen. Auf mein feenstaub blogge ich seit 2013 über meine Leidenschaften: Das sind tolle DIY-Ideen, schickes Design und ganz besondere Illustrationen. Hauptsache selbstgemacht! Mehr über mich.
Nria says
Ich finde deine Erfahrungen sehr interessant! Bei mir hat sich das Klamottenshoppen eher ausgeschlichen. Ich habe vor 15 Jahren angefangen zu nähen und traue mir inzwischen zu, alles zu nähen; manche Sachen sind zwar aufwändiger als andere, aber ich sehe keine wirklichen Hürden mehr (nur bei BHs weigere ich mich – nicht wegen der Technik, sondern weil es schwierig ist, einen passenden Schnitt zu finden und weil man bei jedem BH neu anfangen muss, denn jedes Material verhält sich anders). Und das Kaufen hat da einfach seinen Reiz verloren, wobei ich von jeher kaum online Kleidung bestellt habe und eigentlich nie aus Langeweile, Frust oder zur Belohnung shoppen war, sondern nur aus Spaß (am Entdecken und am Ausprobieren) und auch nur gelegentlich. Dementsprechend habe ich auch keine ungetragene Kleidung im Schrank, nur ein paar Fehlkäufe, die aber auch nicht häufiger sind als „Fehlnähereien“ 🙂
Ich merke aber definitiv, dass es mir nicht mehr viel gibt, in Klamottenläden zu gehen. Ich probiere Sachen an, aber im Gegensatz zu Selbstgenähtem stören mich Details oder die Passform und sehr teuer finde ich das meiste auch. Ich denke mir dann eher, ach, das kann ich besser selbernähen 🙂
Ulrike says
Ich finde dein Experiment großartig – habe den Start vor einem Jahr mitbekommen und war von Anfang an begeistert! Vor allem, weil du es öffentlich, transparent und authentisch durchgezogen hast! Ich habe aus verschiedenen Gründen nicht mitgemacht, die ich hier gerade nicht ausführen will. Dennoch bin ich definitiv pro Fair Fashion und 2nd Hand – meine Kinder tragen zu 85% 2nd Hand Kleidung und ich (ca?!) 30-40%. Ich habe dieses Jahr viel ausgemistet …das tu ich eigentlich einmal im Jahr. Und wenn es passt kaufe ich mir auch mal ein Fair Fashion Kleidungsstück 😉 Also wenn du Bedarf an Labels oder Internetseiten hast, dann kann ich dir vielleicht ein paar Tipps geben 😉 Mein Mann und ich setzen uns schon seit vielen Jahren mit diesem Thema auseinander! Auch bei Fair Fashion gibt es ein paar „schwarze“ Schafe! Einige Labels verfolgt man und ist begeistert wenn sie noch klein sind und ihrer Fairness ganz sicher. Ein paar Jahre später ist das Label riesig und man stellt fest, dass dann doch hier&da „Kompromisse“ gemacht wurden, die dann etwas merkwürdig gerechtfertigt werden. Und da sind wir am springenden Punkt des Kapitalismus angekommen – stetiges WACHSTUM bzgl der Firmen und Marken bzw „immer mehr/ etwas Neues haben wollen“ bzgl des Endverbrauchers! Wenn wir diesen Schalter bewusst in unseren Köpfen betätigen: brauche ich Dieses oder Jenes wirklich etc, dann können wir damit wirklich ein Zeichen setzen! Und dann sind faire Unternehmen auch nicht „gezwungen“ ständig wachsen zu müssen um am Ende doch ihr (Firmen-)Seele zu verkaufen. Denn wir als Endverbraucher haben es in der Hand!! …ups, ist doch länger geworden 😅🙈 Aber das Thema ist ja auch super spannend und sooo wichtig!! DANKE dir!
Bettina says
Hallo Lisa,
ich habe dein Projekt über das Jahr mit großem Interesse und Spannung verfolgt. Und habe mir immer wieder gedacht, wie cool, ich brauche so etwas gar nicht, weil ich so selten Klamotten kaufe. Wenn ich wirklich etwas brauche (aber nur ganz wirklich), dann schaue ich erst bei uns im Second-Hand-Laden, ob es etwas passendes gibt. Und ich wurde schon oft so toll fündig. Ich kaufe nicht viel, weil das bei uns finanziell einfach nicht drin ist, das heißt, es gibt nur das nötigste. Deswegen würde ich mich jetzt nicht als schlecht angezogen bezeichnen, im Gegenteil. Super ist natürlich, dass meine Schwiegermutter ihren Kleiderschrank regelmäßig aussortiert und mir was abgibt (sie war Modeverkäuferin, von daher sind da echt tolle Teile dabei ;)…) Den Punkt mit dem Abtragen, bis die Sachen auseinanderfallen, kenne ich nur zu gut, meine Hosen werden erst entsorgt, wenn sie ebenso irreparabel verschleißt sind. Alles andere käme mir als völlige Verschwendung vor. Was wahrscheinlich noch dazu beiträgt, dass ich nicht viel Kleidung shoppe ist, dass ich mir mit meinem Mann einen 3-Türer-Kleiderschrank teile und einfach ohnehin für nichts mehr Platz ist ;). Ich finde es toll, dass Du mit deinem Projekt andere für ihren Klamottenkonsum sensibilisierst! Überhaupt bin ich sehr gerne auf Deinem Blog :)! Gutes neues Jahr!
Jenni KuneCoco says
Es war echt spannend, deine Aktion zu verfolgen, auch wenn ich selbst nicht mitgemacht hab. Und mit „spannend“ meine ich vor allem auch die Reaktionen darauf.
Ich freu mich schon auf deine Posts zum Thema Second Hand! Das ist auch ein spannendes Feld. (drei mal spannend. ICH BIN SO KREATIV WOW aber ich meine es halt soooo)
Birgit says
Interessanter Beitrag! Ich hab mich nämlich entschieden, 2019 aufs Klamotten- und Schuhekaufen zu verzichen. Früher hab ich mal genäht, aber aktuell habe ich keine Nähmaschine mehr. Es gilt also, mit dem auszukommen, was der Schrank hergibt.
100,– Euro sind reserviert für denn Fall, dass… was auch immer das sein könnte, sonst nix. Ich bin gespannt.
Liebe Grüße
Birgit
I. S. says
Schöne Seite. Dein Outfit ist beneideswert. :))
Ich kann nicht nähen, bin aber vom Nichtkaufen begeistert. Durchgehalten habe ich von Januar 2021 bis November, als ich nach Teneriffa kam. Lebensmittel und Busse sind billiger, der Rest ging in Klamotten. Im kommenden Jahr halte ich durch und buche Flüge ohne Gepäck, 8 kg Handgepäck genügen 2 Wochen. Vom (Fern)Reisen werde ich niemals die Finger lassen, mein Umweltbeitrag hier in Dtl. heißt „keine Kleidung kaufen“. Glücklicherweise gibt es um die Ecke einen Umsonstladen mit z. T. richtig schönen Sachen und ich bekomme und tausche von und mit Freundinnen.