Mich hat in letzter Zeit ein Gedanke rund ums Fotografieren nicht losgelassen: Ein schönes Motiv macht nicht unbedingt ein schönes Foto. Jeder kann ein schönes Motiv so fotografieren, dass es nett aussieht. Aber es lohnt sich, auch bei wirklich tollen Motiven den Moment zu investieren, sich zu überlegen: Wie lichte ich dieses Motiv nicht nur ab, sondern transportiere das Gefühl, das man hat, wenn man davor steht? Ich glaube, das ist der springende Punkt, der einen Schalter im Fotografie-Zentrum des Gehirns (gibt es natürlich, bin Expertin für Anatomie 😀 ) umlegt, wenn man das begriffen hat.
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Ich zeige euch anhand einfacher Motive, wie unterschiedlich zwei Fotos sein können – einmal „nur draufgehalten“ und einmal überlegt, wie das Motiv am besten zur Geltung kommt.
Nehmen wir einen blühenden Magnolienbaum. Ist es schwer, ein Foto zu machen, zu dem dann Leute sagen: „Oh, wie schön.“? Die Antwort ist klar: Nein, ist es nicht. Das Motiv ist einfach wunderhübsch und es ist sogar eine richtige Herausforderung, dieses Motiv in hässlich abzulichten. (Versucht es mal! Ich finde, mir ist es ganz gut gelungen, ein hässliches Foto davon zu machen. 😀 )
Aber wie wäre es, wenn das Foto nicht nur „hübsch“ wäre, sondern richtig toll?
Dafür müssen wir gedanklich nämlich einen Schritt weitergehen. Wir wollen nicht nur die schönen Blüten ablichten, sondern das Gefühl im Foto transportieren, das man hat, wenn man diese tollen Blüten anschaut. Das ist das Gefühl von Leichtigkeit, Frühling und Frische. Das kriegt man durch „nur schnell mit der Kamera in der Automatik draufhalten“ bestimmt nicht hin.
Ich hab diesen Baum abends entdeckt und ihn schnell abgelichtet, einfach um das Foto zu haben, weil ich ihn so toll fand. Ich guckte mir das Foto dann später an und merkte: Da geht noch mehr! Also bin ich am nächsten Tag noch mal mit meiner Kamera hin und hab mir überlegt, wie ich diese schöne Stimmung rüberbringen kann.
Hier ist mein Ergebnis:
Und ich liebe das Ergebnis! Es sieht nach Frühling und Leichtigkeit aus, es wirkt total verträumt und macht einfach Spaß anzuschauen. Was hab ich also gemacht?
1. Technik: Wie kommt das Motiv am besten zur Geltung?
Ich habe ein Objektiv mit möglichst offener Blende gewählt. Ich hab mit einer Blende von 1.8 fotografiert – das sorgt dafür, dass der Hintergrund verschwommen wird, die vorderen Blüten sind im Fokus, nach hinten hin werden die Blüten immer unschärfer. So wird der Blick klar auf die vorderen Blüten gelenkt und das Bild sieht nicht so „wirr“ aus. Bei dem ersten Foto ist alles scharf – auch die Autos weit im Hintergrund. Und die vermitteln jetzt nicht so das Frühlingsgefühl.
Wenn du nicht weißt, wie man die Blende an deiner Kamera öffnet, lies dir hier meinen Grundlagen-Artikel zum manuellen Fotografieren durch! Das können übrigens mittlerweile auch einige Handys ganz gut, zum Beispiel das neue iPhone (ähh, kenn mich damit nicht aus, welches Modell das ist) im Portraitmodus!
Egal, was du fotografierst: Wenn du das Foto nicht vor einem einfarbigen Hintergrund machst, sondern im Hintergrund ein wenig was in der Unschärfe passiert, wirkt es immer interessanter. Mein Tipp: Das eigentliche Motiv kommt weit nach vorne, die passenden Elemente etwas weiter in die Unschärfe.
2. Wie setze ich das Foto in meinem Stil um?
Du willst nicht einfach nur ein Foto von einem schönen Motiv machen, sondern ein Foto von einem schönen Motiv in deinem Stil. Fürs Fotografieren in deinem Stil habe ich dir schon einmal Tipps aufgeschrieben. Am wichtigsten ist wohl die Frage: Wie transportiert das Foto am Ende das Gefühl, das ich transportieren will – und wie passt es zu meiner persönlichen Bildsprache. Du kannst so einen Magnolienbaum sicher auch in „Dark & Moody“ fotografieren. Aber zu meinem Stil passt ein fluffig helles Foto, das „weich“ und verträumt rüberkommt, mit viel Tiefenunschärfe.
3. Welcher Blickwinkel ist der beste?
Ich habe für meinen Magnolienbaum die Blickrichtung geändert, um im Hintergrund etwas Grün, aber vor allem mehr Weißraum zu haben, um den Blick auf die Blüten zu lenken. Ich habe bewusst nicht Richtung Stamm, Autos und Häuser, sondern Richtung Himmel fotografiert. Hier lohnt es sich, auszuprobieren! Einfach mal testen, welcher Blickwinkel der schönste ist. Probiere aus, den Blickwinkel zu ändern: Wie sieht das Motiv aus, wenn du weiter von unten fotografierst? Wie, wenn du von oben fotografierst?
Wir fotografieren meist intuitiv so, dass das Objekt mit uns auf Augenhöhe ist – einfach aus dem Stand heraus. Geh doch mal in die Knie oder stell dich auf eine kleine Leiter für dein Motiv. Einfach mal testen!
Links: Aus dem Stand fotografiert / Rechts: In die Knie gegangen (und den Rest auch beachtet 🙂 )
4. Wie viel soll aufs Bild?
Ich habe den Ausschnitt maßgeblich verkleinert. Ein paar wenige Blüten sind hier die Stars und dürfen für sich wirken, statt dass das Auge von ganz vielen Blüten „überfordert“ ist. Probiere unterschiedliche Bildausschnitte aus. Oft braucht es gar nicht so viel, das gezeigt wird. Das siehst du an diesem Beispiel auch gut:
Was hat sich hier getan? Der Fokus ist klar auf der Kamera – der Rest (Vase, Blumen) ist nur angeschnitten und sorgt für die richtige Stimmung, der Hintergrund wird unscharf. Ein kleinerer Ausschnitt mit klarem Fokus hilft sehr, den Blick auf das Wesentliche zu lenken.
5. Nachbearbeitung
In der Nachbearbeitung kannst du noch einmal richtig was aus deinem Bild rausholen! Guck dir hier meinen Artikel zur Bildbearbeitung mit Lightroom an. Was ich wirklich immer mache, ist die Tiefen selektiv aufzuhellen, damit das Foto nicht allzu harte Kontraste hat, sondern insgesamt einen weicheren, magazinigeren Look bekommt. Genauso habe ich es mit dem Hintergrund des Magnolienbildes gemacht. Hier habe ich die Tiefen auch flächig aufgehellt, damit das Foto noch weicher, noch leichter wirkt.
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Na, guckst du deine Motive jetzt ein wenig anders an? 🙂
Schau dir unbedingt einmal meine ganzen anderen Foto-Tipps an, die ich schon aufgeschrieben habe – das sind echt schon eine ganze Menge!
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Ich bin Lisa – und ich kann nie still sitzen. Auf mein feenstaub blogge ich seit 2013 über meine Leidenschaften: Das sind tolle DIY-Ideen, schickes Design und ganz besondere Illustrationen. Hauptsache selbstgemacht! Mehr über mich.
Steffi von Decorize says
Toll auf den Punkt gebracht! Vielen Dank für die ganzen Tipps!
Schönen Abend! Liebe Grüße von Steffi
alex says
Was für ein toller Artikel! Deine Tipps sind einfach gold wert und Deine Bilder ein Traum!
Danke für die tolle Inspiration!
Corinna says
Hi Lisa,
Ich liebe Deinen Blog einfach. Immer wenn ich auf Deinem Blog zu Besuch war, fühle ich mich inspiriert, meine eigene Kreativutät mehr zu lebe n.
Liebe Grüße,
Corinna
Franzi von Aye, Aye DIY says
Liebe Lisa,
Vielen Dank für die tollen Tipps!
Ich liebe es auch, auf meinen Fotos diese ganz bestimmte Stimmung einzufangen von der du schreibst 😍 Manchmal gelingt es jedoch nicht, obwohl das Motiv perfekt ist, deshalb danke für deine Inspiration und Tipps, ich werde meine Kamera nochmal auf bestimmte Einstellungen hin untersuchen 🙂
Liebe Grüsse und ein feines Wochenende für dich,
Franzi
Laura says
Wirklich richtig schöne Tipps!
Viele Grüße,
Laura
Rebecca says
Klasse Tipps! Besten Dank dafür! Ich bin schon immer auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für meine Fotos 🙂
Herzliche Grüße
Rebecca
Jennifer says
Das sind ja ganz tolle Tipps dabei, ich kann auf jeden Fall noch dazu lernen. LG Jennifer von https://fashionistasfairytale.blogspot.de/
Carolin says
Danke für deine hilfreichen Tipps! Die Beispiele sind dir ebenfalls sehr gut gelungen. 🙂
Barbara says
Ich wohne in Norwegen und liebe es, die wunderschöne Natur zu fotografieren. Ich finde deinen Blogartikel sehr gelungen und interessant. Deine Tipps und Vorschläge werde ich versuchen, beim nächsten Fotografieren zu berücksichtigen.